Die Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW) nutzen hierfür die Möglichkeiten modernster Drohnentechnologie. Mit einer umfassenden Befliegung der südlich von Wiesbaden gelegenen Deponie Dyckerhoffbruch wurden hochauflösende Geodaten erfasst, die unter anderem eine präzise Massen- und Volumenermittlung ermöglichen. Diese aktuellen Daten schaffen eine verlässliche Grundlage für effiziente Planungen, eine transparente Dokumentation sowie eine sichere Betriebsführung – und zeigen, wie gezielte Drohnenvermessungen das Deponiemanagement heute präzise und zukunftsorientiert unterstützen.
Im Rahmen eines mehrjährigen Rahmenvertrags, der nach öffentlicher Ausschreibung vergeben und zusätzlich verlängert wurde, führen wir jährlich zum Jahreswechsel eine photogrammetrische Befliegung der Deponie Dyckerhoffbruch durch.
Das Ziel: eine präzise Vermessung und Bestandserfassung des rund 400 Hektar großen Areals.
Die Durchführung stellt hohe Anforderungen an Planung und Flexibilität. Die Befliegung muss in einem eng gesteckten Zeitraum von etwa vier Wochen rund um den Jahreswechsel erfolgen – eine Phase, in der Wetter- und Lichtverhältnisse oft unbeständig sind. Für eine erfolgreiche Datenerfassung müssen sowohl geeignete Wetterbedingungen als auch ausreichende Lichtverhältnisse herrschen.
Eine weitere Besonderheit: Das Gelände der Deponie liegt im Einzugsbereich des US-Militärflughafens Wiesbaden-Erbenheim sowie des internationalen Verkehrsflughafens Frankfurt am Main. Flüge in diesem Luftraum sind ausschließlich mit vorheriger Genehmigung und in ständiger Kommunikation mit dem Tower des US-Militärflughafens erlaubt. Diese Kommunikation erfolgt bei uns über eine qualifizierte Funkverbindung, die durch ein gültiges Sprechfunkzeugnis für den Flugfunkdienst
(BZF I) sichergestellt ist.
Trotz dieser Herausforderungen ermöglichen wir jedes Jahr eine reibungslose und präzise Befliegung – ein Beispiel für unsere Expertise im Bereich geodätischer Luftbildvermessung unterkomplexen Rahmenbedingungen.
Alle wichtigen Projektparameter im Überblick:
- Größe des Fluggebiets: rund 400 Hektar
- Dauer des Fluges: 5 – 6 Stunden
- Flughöhe: 110 m AGL im Terrain-Following Modus
- Eingesetzte Flugplattform: DJI Mavic 3Enterprise
- Anzahl der aufgenommenen Luftbilder: ca. 7000
Durch die jährlichen Befliegungen entsteht ein hochauflösendes digitales Geländemodell (DGM) mit Höhenlinien, das durch die automatische Filterung von Vegetation eine exakte Darstellung destatsächlichen Terrains ermöglicht. Ergänzend werden farbtreue, verzerrungsfreie Orthophotos (TrueDOP) in hoher Auflösung erstellt, die eine ideale Grundlage für vielfältige Auswertungen bieten.
Auf Basis aller gesammelter Geodaten lassen sich unter anderem präzise Massen- und Volumenberechnungen durchführen sowie ein aktueller CAD-Bestandslageplan inkl. Höhenlinien erstellen. Zusätzlich werden sogenannte Differenzmodelle erstellt, die Veränderungen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Befliegungsintervallen sichtbar machen –eine effektive Methode, um Materialbewegungen und Fortschritte in einzelnen Deponieabschnitten nachzuvollziehen.
Die gewonnenen Geodaten sind ein zentrales Werkzeug für das Flächenmanagement der Deponie: Sie ermöglichen die genaue Bestimmung des jährlichen Auftragsvolumens in den jeweiligen Deponieabschnitten und ergänzen sowie validieren die ganzjährig stattfindende, punktuelle terrestrische Vermessung.
Alle erhobenen Informationen zu den Auftragsvolumina werden an die Landeshauptstadt Wiesbaden übermittelt – und sorgen damit für maximale Transparenz und Nachvollziehbarkeit im laufenden Deponiebetrieb.
Die Vermessung großflächiger Deponiegelände stellt Vermessungsteams vor erhebliche logistische und technische Herausforderungen. Besonders bei Arealen mit mehreren Hundert Hektar, wie der rund 400 Hektar großen Deponie Dyckerhoffbruch, stoßen klassische, terrestrische Vermessungsverfahren an ihre Grenzen. Der Einsatz von Drohnentechnologie bietet hier einen klaren Mehrwert in den Bereichen Effizienz, Genauigkeit und Sicherheit.
1. Erhebliche Zeitersparnis
Während eine vollständige terrestrische Vermessung eines 400 Hektar großen Areals mehrere Wochen oder sogar Monate in Anspruch nehmen kann, lassen sich mit Drohnen hier in wenigen Stunden flächendeckend hochauflösende Geodaten erfassen – selbst bei komplexer Topografie.
2. Flächendeckende, homogene Datenerfassung
Terrestrische Messverfahren liefern punktuelle Daten, die je nach Geländeabdeckung interpoliert werden müssen. Die Drohnenvermessung hingegen ermöglicht eine flächendeckende, gleichmäßige Datenerhebung mit hoher Dichte. So entsteht ein konsistentes digitales Geländemodell (DGM), das präzise Informationen über Höhen, Volumina und Veränderungen liefert – bis ins Detail.
3. Bessere Zugänglichkeit schwieriger Geländebereiche
Steile Hänge, instabile Untergründe oder stark bewachsene Abschnitte sind für terrestrische Teams nur schwer oder gar nicht zugänglich – für Drohnen jedoch kein Hindernis. Sie erfassen auch solche Zonen sicher und zuverlässig aus der Luft, ohne Risiko für Vermessungs-Personal.
4. Höhere Sicherheit
Gerade im laufenden Deponiebetrieb stellt jede manuelle Vermessung ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar. Der Einsatz von Drohnen minimiert die physische Präsenz der Vermessungsteams im Gelände deutlich – und sorgt damit nicht nur für eine erhebliche Zeitersparnis, sondern auch für ein deutlich höheres Maß an Arbeitssicherheit.
Im Gegensatz zur klassischen Vermessung beeinträchtigt die Drohnenbefliegung den laufenden Betrieb nicht: Sie erfolgt kontaktlos, schnell und störungsfrei – ein klarer Vorteil in dynamischen und sicherheitssensiblen Arbeitsumgebungen, wie auf aktiven Deponien.
5. Regelmäßige Bestandskontrolle und Veränderungsanalysen
Durch wiederkehrende Befliegungen lassen sich präzise Differenzmodelle erstellen, die Aufschluss über Veränderungen im Gelände geben. Die gewonnenen Daten ergänzen ideal die punktuell eingesetzte terrestrische Vermessung und liefern eine wertvolle Grundlage für behördliche Nachweise und langfristige Planungen.
Die Drohnenvermessung erweist sich insbesondere bei großflächigen Deponien wie der rund 400 Hektar umfassenden Deponie Dyckerhoffbruch als wegweisende Methode für die Erfassung von Geodaten. Sie vereint eine variabel einstellbare Punktdichte mit flächendeckender Präzision und ermöglicht so eine deutlich effizientere, sicherere und damit auch günstigere Alternative im Vergleich zur terrestrischen Vermessung.
Dank des schnellen und weitgehend automatisierten Erfassungsprozesses lassen sich große Areale innerhalb kürzester Zeit vollständig digital abbilden – unabhängig von der Zugänglichkeit oder den topografischen Gegebenheiten. Die daraus gewonnenen Daten liefern nicht nur die Grundlage für exakte Massen- und Volumenberechnungen, sondern ermöglichen auch eine lückenlose Dokumentation und langfristige Beobachtung von Veränderungen im Gelände.
Ein weiterer zentraler Vorteil: Durch die geringe physische Präsenz vor Ort wird der laufende Deponiebetrieb weder gestört noch gefährdet – ein Aspekt, der sowohl dem Arbeitsschutz als auch der betrieblichen Effizienz zugutekommt. Ergänzt durch die klassische terrestrische Vermessung entsteht ein hybrides System der Datenerhebung, das ein Höchstmaß an Genauigkeit, Redundanz und Verlässlichkeit bietet.
Damit ist die Drohnenvermessung nicht nur eine technologische Ergänzung, sondern ein strategisches Instrument für moderne Betreiber – sie schafft Transparenz, unterstützt die behördliche Nachweispflicht und bildet die Grundlage für ein vorausschauendes, nachhaltiges Deponiemanagement.